Studienergebnisse zeigen weitere Details zu Wissenslücken österreichischer SchülerInnen
Die soeben in Buchform erschienene Studie unter dem Titel „Generation des Vergessens?“ zeigt gravierende Wissenslücken bei SchülerInnen zur NS-Zeit. Bereits der erste Teil der Studie, der vergangenes Jahr publiziert wurde, zeigte erschütternde Leerstellen im Bereich der Geschichte des Nationalsozialismus. So konnten 81 Prozent der 2018 befragten SchülerInnen Antisemitismus nicht definieren, ein Drittel der Jugendlichen war der falschen Meinung, im Holocaust seien weniger als zwei Millionen Jüdinnen und Juden ermordet worden. Der zweite Teil der Studie zeigt nun, dass die befragten SchülerInnen auch über kein Wissen über die Orte der Shoa hatten. „Es wäre falsch, nun mit Resignation oder dem Fingerzeig auf die SchülerInnen zu reagieren. Die Verantwortung dafür, was SchülerInnen über die NSDAP, Antisemitismus und den Holocaust wissen, trägt die Bildungspolitik. Wenn zu wenig Stunden für die Vermittlung in der Klasse zur Verfügung stehen, wenn außerschulische Bildungsangebote keine Mittel haben und wenn in der LehrerInnenausbildung Mangel an nachhaltiger thematischer Auseinandersetzung besteht, haben Jugendliche wenig Chancen auf eine starke Erinnerungskultur und einen bewussten Umgang mit der Vergangenheit Österreichs“, so Sabine Schatz, erinnerungspolitische Sprecherin der SPÖ.
„Minister Faßmann hat mir in einer Anfragebeantwortung zur Studie versichert, dass es eine Auseinandersetzung mit den Studienergebnissen ebenso gebe wie eine ergänzende Überarbeitung des Lehrplans und den einen Ausbau von erinnern.at. Das sind erste Schritte, um den eklatanten Wissenslücken kommender Schulklassen entgegenzuwirken.“ Besonders betont Schatz dabei die Notwendigkeit des Ausbaus schulexterner Bildungsangebote, wie etwa jene des DÖW, des Mauthausen Komitees oder antirassistischer Initiativen wie ZARA, die dringend mehr Ressourcen benötigen, um ihre hervorragende Arbeit an Schulen und mit Jugendlichen weiter ausbauen zu können.
Die Abgeordnete erwartet in einem Monat eine weitere Anfragebeantwortung des Bildungsministeriums hinsichtlich der Arbeitsfortschritte in seinem Ressort. „Die Studie zeigt, wie wichtig eine vielfältige und breitgefächerte Erinnerungskultur ist. Wir müssen uns mehr mit Geschichte befassen, damit rechtes Gedankengut sich nicht noch weiter in Wissenslücken verfangen kann. Mangelndes historisches Wissen führt zu falschen politischen Einschätzungen und dem müssen wir rasch entgegenwirken. Denn die Pandemie kann keine Ausrede sein, um unserer historischen Verantwortung gegenüber der Vergangenheit und der Zukunft, in der wir alle leben wollen, nicht gerecht zu werden.